1 Jahr Corona-Warn-App - Epidemiologische Grundlagen, Software-Architektur und Vermessung des BLE-Signals

 
Conference Day - 09. Juni
 
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Mit der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus im Frühjahr 2020 entstanden auch neuartige Ideen und Konzepte, dieser Ausbreitung eines von Mensch zu Mensch über die Atemwege übertragenen Erregers durch digitale Erkennung von Expositionen entgegenzuwirken. Spätestens mit der Bereitstellung des sogenannten Exposure Notification Frameworks gemeinsam durch Google und Apple für ihre Smartphone-Betriebssysteme kristallisierte sich eine länderübergreifende dezentrale Lösung heraus, die auch von der Bundesregierung aufgegriffen wurde und mit deren technischer Umsetzung SAP und T-Systems beauftragt wurden.
In Rekordzeit wurde dann zwischen Ostern und Frühsommer die Corona-Warn-App entwickelt, die am 16. Juni 2020 in den Google- und Apple-Stores zum Download bereitstand und ihren Betrieb aufnahm. Seitdem wurde sie parallel zum Verlauf der Pandemie fortlaufend verbessert, erweitert und an sich ändernde Lagen und Anforderungen angepasst.
Die Vortragenden stellen aus ihren jeweiligen Blickwinkeln die Anforderungen, Lösungen und Herausforderungen von den Kernfunktionalitäten bis zu den aktuellen Erweiterungen vor, mit dem Schwerpunkt auf der Interpretation der erfassten Bluetooth-Low-Energy-Signale und ihrer Dämpfung zur Rekonstruktion von Dauer und Nähe von Expositionen.

Thomas Klingbeil

Director – Innovation Enablement with SAP SE (SAP Innovation Center Potsdam)

Thomas Klingbeil has been the solution architect of the German Corona-Warn-App since the beginning of the project. He has a background in IT Systems Engineering from the Hasso PlattnerInstitute in Potsdam. At the SAP Innovation Center in Potsdam he is a fullstack developer and architect. His main focus in on strategic innovation projects. His tasks include working with and evaluating new technologies, as well in the hardware and software field.

Steffen Meyer

Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS

Steffen Meyer forscht an Lokalisierungstechnologien am Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) in Nürnberg. Nach seinem Studium der Informatik an der Universität Erlangen-Nürnberg mit Aufenthalt an der University of Bath zog es ihn zum Fraunhofer IIS, wo er seit 2002 an Lokalisierungstechnologien auf Smartphones arbeitet. Im Jahr 2006 übernahm er die Leitung der Arbeitsgruppe Kooperative Systeme und Lokalisierung, die sich mit der Umsetzung von WLAN- und Bluetooth-basierten Lokalisierungstechnologien für Führungs- und Informationsanwendungen beschäftigte. Seit 2020 leitet er die Gruppe Location Awareness & Process Analytics mit dem Fokus Lokalisierung und Prozessanalyse im industriellen Umfeld. Im Frühjahr 2020 unterstützte er in der PEPP-PT-Initiative (Pan-European Privacy-Preserving Proximity Tracing) die Entwicklung von Algorithmen zur Distanzschätzung. Im Anschluss brachte er sein Wissen in die Entwicklung der Corona-Warn-App im Bereich Distanz- und Risikoschätzung ein und führte mit seinem Team eine umfangreiche Testkampagne für die Bluetooth-basierte Risikoschätzung in der Corona-Warn-App durch.

Dr. Justus Benzler

Robert Koch-Institut

Justus Benzler ist medizinischer Epidemiologe am Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin. Nach seinen klinischen Lehr- und Wanderjahren in Geburtshilfe, Bauch- und Unfallchirurgie zunächst in Deutschland und später als Distriktarzt im westafrikanischen Burkina Faso wechselte er zur damals noch jungen Medizinischen Informatik und arbeitete in bevölkerungsbezogenen Forschungsprojekten an der Uni Heidelberg und in verschiedenen afrikanischen Ländern. Seit 2002 beschäftigt er sich am RKI mit der Surveillance von Infektionskrankheiten und dem Aufbau unterstützender digitaler Systeme, immer wieder unterbrochen von mehrjährigen Auslandsaufenthalten. Im Frühjahr 2020 vertrat er das RKI zunächst in der PEPP-PT-Initiative (Pan-European Privacy-Preserving Proximity Tracing), bevor er dann die Entwicklung der Corona-Warn-App aus vorwiegend epidemiologischer Perspektive unterstützte. Eine stimulierende interdisziplinäre Aufgabe, die ihn bis heute nicht loslässt.